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© Holger Kames 2002, Letzte Aktualisierung: 01.07.2003

 Der Eisenbahnfan Holger Kames

4. Kapitel - Selbst Laufen lernen (IV)

Nach einer guten Woche als "Dritter Mann" wurde die formlose Heizerprüfung abgenommen. Die Anforderungen waren eigentlich nicht sehr groß, Hauptsache man kannte die Ausrüstungsteile des Kessels, mit denen er laut EBO ausgerüstet sein mußte, und man konnte im Notfall den Zug anhalten. Dann mußte noch das Prüfen der Wasserstände vorgeführt werden und man "wurde auf die Menschheit losgelassen". Das bedeutete zuallererst graue Haare für den betreffenden Lokführer! Der hatte als Ortsaufsichtsführender die Verantwortung und durfte sich nun mit dem Neuling herumärgern. Auch wenn ich sämtliche Teile der Lok im Schlaf herunterbeten konnte... Theorie ist das eine, die Praxis ist meist etwas ganz anderes! Ich muß zugeben, daß ich nicht unbedingt ein Naturtalent im Feuerbeschicken war und mir das Gefühl dafür erst mühsam erarbeiten mußte. So dauerte es auch bei mir einige Wochen, bis ich den Bogen heraus hatte.

Eine Personenzugleistung führte uns nach Sangerhausen. Dort fuhren wir zum Restaurieren ins Bw. Gerne ließen wir auch kleinere Reparaturen an den Pumpen erledigen von den Kollegen, die ich aus meiner Sangerhäuser Werkstattzeit kannte und schätzte. Da im Bw Sangerhausen keine Dampfloks mehr beheimatet waren, konnten wir die nicht mehr benötigten Betriebsstoffe (Heißdampföl, Naßdampföl, Skianthan) und kleinere Ersatzteile (24V-Glühlampen, Lichtschalter, Dichtungen) im Lager erhalten. Auch diese Kollegen kannte man ja noch... Gerne fanden wir uns auch in der Kantine ein, wo es Kaffee und eine wohlschmeckende Spezialität aus Brot, gebratenen Bockwurstscheiben, Ei und Schnittlauch gab ("´N Igel bitte, Frau Drews, vier Eier, zwei Bockwurst"). Oder das "kleine Lokführergedeck" ("´Ne Bockwurscht und ´n Kaffee bitte"). Anschließend hatten wir eine Nachschiebeleistung am bekannten Blankenheimer Berg. An einem stark befahrenen Bahnübergang, dessen Schranken wegen des regen Zugverkehrs jedoch meist geschlossen waren, warteten viele "Westautos". Regelmäßig flogen dann die Türen der Autos auf, und unzählige Kameras klickten. Manche Dampflokfreunde, mit denen wir während der Aufenthalte auf der Rückfahrt mit unserem Personenzug 3223 ins Gespräch kamen, schickten uns Bilder.

Fotos: H.-P. Patt

Meistens jedoch beförderten wir mit unseren 41ern (Plan 51) und der 50 3695 (Plan 51a) Güterzüge nach Magdeburg-Buckau, Förderstedt, Güsten, Aschersleben, Nachterstedt-Hoym und Egeln.

Gelegentlich "verirrten" wir uns auch nach Halberstadt oder als Triebwagenersatz nach Blumenberg. An der Strecke Halberstadt-Oschersleben-Magdeburg gelegen, war Blumenberg ein beliebtes Ziel für Dampflokfreunde aus ganz Deutschland. Dort begegneten sich zwei mit Oscherslebener 50ern bespannte Nahgüterzüge aus bzw. in Richtung Magdeburg-Buckau und es gab immer viel zu rangieren. Da kamen wir mit unserm dampfbespannten Personenzug gerade recht. Der erste Wagen - ein Reko-Dreiachser - wurde regelrecht gestürmt und bei der Abfahrt wurden etliche Köpfe und auch Mikrofone aus den Fenstern gehalten. Unsere 41 1132 hatte allerdings die unangenehme Eigenschaft, bei den ersten starken Auspuffschlägen stets Wasser aus dem Vorwärmer überzureißen. So gab es also immer eine kostenlose Wagenwäsche, die in diesem Falle um eine "Haarwäsche der besonderen Art" erweitert wurde.

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